„Mama können wir einmal wieder zu kleinen Störchen fahren?", fragt mich meine Tochter bei der Heimfahrt unseres rundum gelungenen Ausflugs in die Freistadt Rust. Diesen Wunsch möchte ich ihr natürlich liebend gern erfüllen – steht doch ein Besuch von Schloss Marchegg samt den angrenzenden Auen schon länger auf meiner Ausflugs-Wunschliste; und schwupps, nur wenige Tage späters stehen wir gemeinsam mit Schwester und Uroma vor dem hübsch restaurierten Schloss Marchegg. In Marchegg, so viel verrate ich ihr schon vorab, lebt die größte baumbrütende Storchenkolonie Europas, verschieden lange Rundwege führen an ihren Nestern in uralten Eichen vorbei und auch die Rauffänge des Schlosses beherbergen zahlreiche Nester.
Die Sichtung des ersten Storchennestes samt Jungvögel dauert nicht einmal eine Minute, die Aufregung ist dementsprechend groß. Begleitet vom Geklapper der eleganten Tiere nähern wir uns dem Schloss. Durchschreiten das barocke Eingangsportal der Anlage und wollen uns erst mal einen Überblick verschaffen.
Weit kommen wir nicht, schon im Innenhof bleiben wir wieder stehen. Auf den Dächern ringsherum zählen wir mehr als fünf Storchennester, die allesamt gut besetzt sind. Begeistert beobachten wir die Vögel bei ihren ersten Flugversuchen, die für den Monat Juli ganz typisch sind. Immerhin gehört fleißig geübt, bevor die Störche Mitte August ihre Nester in Richtung Süden verlassen und ihre lange Reise antreten.
Biber-, Unken- und Storchenweg: Die Rundwege durch die March-Auen
Nachdem wir uns bei der überaus hilfsbereiten Dame im Shop mit Übersichtskarten und einem Gelsenspray ausgestattet haben (danke an dieser Stelle für den überaus nützlichen Rat) brechen wir vom Parkplatz zu unserer eigenen kleinen Reise auf. Drei Rundwege führen durch die wahnsinnig beeindruckende Au-Landschaft, wobei wir uns für den kleinsten, 2km langen, Storchenweg entscheiden. Wir überqueren auf der hölzernen Brücke die March und tauchen in eine andere Welt. Sumpfig, wild und wunderschön präsentieren sich uns die March-Auen.
Störche, Wildpferde und eine fantastische Landschaft
Immer wieder kommen wir an überschwemmten Wiesen vorbei, überqueren Teiche und Brücken und kommen ehrlich nicht aus dem Staunen raus. Wir entdecken Blutweiderich, umgestürzte Bäume, knorrige Eichen, halten an einem kleinen Teich nach Sumpfschildkröten und Eisvögel Ausschau (leider erfolglos), beobachten einen Rotmilan, der übers Wasser segelt und die ersten Storchennester in den Baumkronen. Wären nicht die unzähligen Gelsen, die uns am schattigen Weg begleiten, wir hätten wahrscheinlich mehrere Stunden hier zugebracht. So beschleunigen wir lieber unseren Schritt in Richtung Sonne und Ausgangspunkt.
Schon als wir gar nicht mehr gerechnet haben stoßen wir auf eine Herde Wildpferde. Die Konik-Pferde, die hier frei leben, stehen aufgereiht auf dem Damm, fast so, als ob sie sich uns präsentieren wollen. Staunend machen wir Halt, setzen uns ein Stück abseits in die Wiese und lassen das Bild auf uns wirken. Bald schon wechseln sie, eines nach dem anderen, auf die benachbarte Wiese, später trotten sie aus unserem Blickfeld. Auch wenn meine Töchter nicht die allzu großen Pferdenarren sind, dieses Erlebnis beeindruckt sie unweigerlich.
Glücklich kehren wir zum Ausgangspunkt zurück, nicht ohne auch noch auf die benachbarte Aussichtsplattform zu „klettern“ und die Störche auf Wiesen und Bäumen aus nächster Nähe zu beobachten.
Mehr zur Natur und Geschichte von Marchegg – die Ausstellung im Schloss Marchegg
Im Schloss setzen wir unsere Entdeckungsreise fort. In der Ausstellung im ersten Stock erfahren mehr über unseren neuen „Freunde“ die Gelsen, über Störche, Wassertiere und die anderen Au-Bewohner. Außerdem gibt’s im Schloss eine schöne und informative Ausstellung zur Stadtanlage und Schlossgeschichte von Marchegg. Denn Marchegg ist nicht nur für seine Au-Landschaft samt Bewohner berühmt, sondern auch historisch spannend. Ein Ort, der unter dem Böhmenkönig Ottokar II. Premysl überdimensioniert geplant wurde und der noch heute mit seinen mittelalterlichen Stadttoren beeindruckt. Langsam schlendern wir durch die Räume, informieren uns und durchspielen die interaktiven Stationen.
Groß ist sie zugegeben nicht und ob einem der Eintritt für fünf Räume (drei davon mit tatsächlicher Informationsvermittlung) so viel Wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Für uns war es aber – gemeinsam mit dem Schlosspark- und Spielplatzbesuch - ein gelungener Ausflugsausklang.
Mein Fazit zum Schloss Marchegg
Landschaftlich sehr beeindruckend und absolut sehenswert. Die Störche waren zwar direkt beim Schloss besser zu beobachten und auch häufiger, die Nester in den alten Bäumen aber trotzdem sehr sehenswert. Die Ausstellung war schön, aber nicht unbedingt zwingend, der Schlosspark ein schöner Picknickplatz. Schade, dass vor Ort keine Gastronomie verfügbar war (auf Grund des Besucheraufkommens ist es aber verständlich, zum Glück hatten wir eine Jause mit).
Weitere Tipps von freets
Parkplätze sind vor Ort ausreichend vorhanden.
Der Storchenweg ist kinderwagentauglich, die andere Wege kennen wir leider nicht. Der längste (Biberweg) ist stellenweise bei Hochwasser nicht begehbar. Einen kleinen Übersichtsplan gibt's hier zum Download.
Gelsenspray nicht vergessen! Im Frühjahr oder bei leichtem Regen sollen angeblich weniger Gelsen sein.
Aufpassen – Ströche gibt’s natürlich nur während der Brutzeit zu sehen.
Gastronomie gibt’s hier leider keine, im Shop kann man aber kühle Getränke kaufen. Also am besten eine Jause mitbringen.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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