Für mich nimmt der Stephansdom ja nun schon seit vier Jahren einen wichtigen Stellenwert in meinem Leben ein. Weil ich eben im Studium (Diplomarbeit und Dissertation) und beruflich viel mit ihm zu tun hatte. Sich quasi in den letzten Jahren alles um ihn drehte. Doch, und das ist dir vielleicht gar nicht so bewusst, einen gewissen, wenn auch wahrscheinlich nicht ganz so großen, Stellenwert nimmt er auch sicher in deinem Leben ein. Nicht aus religiösen Gründen, vielleicht auch, das will ich jetzt gar nicht ausschließen. Aber vielleicht hast du einen Teil von ihm ja als Kind damals schon in Form des Fensterguckers im Fernsehen gesehen. Oder kurz auf der Manner-Verpackung vor dem Aufreißen. Oder akustisch wahrgenommen. Weil du wahrscheinlich auch zu Silvester die Pummerin läuten hörst. Weil dir daher der Stephansdom, oder besser gesagt ein Bestandteil desselben, jedes Jahr das neue Jahr im wahrsten Sinne des Wortes einläutet.
Gesehen solltest du ihn daher schon zumindest einmal haben. Und ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle, das kann ich dir versprechen.
Zur Geschichte des Stephansdoms
Ja, umhin komm ich da natürlich nicht, ein wenig kunstgeschichtliches reinzubringen. Das geht natürlich nicht anders, auch wenn derzeit die Baugeschichte völlig neu untersucht und möglicherweise neu geschrieben wird. Daher lass’ ich dich auch einmal mit Jahreszahlen in Frieden. Nur so viel: erstmals erwähnt wurde die Kirche im 13. Jahrhundert. In dieser Zeit entwickelte sie sich zur Hauptpfarrkirche in Wien und nahm als Großbaustelle einen zentralen Stellenwert ein – als „Arbeitgeber“ und religiöses Zentrum. Grundsätzlich wurde auch lange und viel an der Kirche aus- und umgebaut.
Aus romanischer Zeit hat sich der Westteil (Riesentor, Westfassade und Heidentürme) erhalten. Bald folgte ein größerer hochgotischer Chor und im Laufe des 14.–15. Jhdt. der Rest: das Langhaus, die Türme und die Ausstattung der Kirche. In großartigen gotischen Formen, die mir ja persönlich die liebsten sind. Mit einem gigantisch hohen Turm, der einige Zeit sogar der höchste Turm Europas war. Gemeint ist natürlich der Südturm. Weil, wie dir vielleicht aufgefallen ist, sein Pendant nie fertig gestellt wurde. Anfang des 16. Jhdt. wurden die Bauarbeiten eingestellt, später wurde der Nordturm mit einer „welschen Haube“ gedeckt.
Den Stephansdom besichtigen
Rund um den Stephansdom
Grundsätzlich lohnt es sich ja den Stephansdom auch schon einfach nur zu umrunden. Da gibt es eine Menge Details zu entdecken. Da gibt es eine gotische Lichtsäue, Steinreliefs und Grabdenkmäler. Und natürlich die Kirche an sich, mit ihren hohen Fenstern, Krabben, Fialen und anderen spätgotischen Dekorationsformen. Das ist ja schon mal eine optische Entdeckungsreise, wenn du etwas für gotische Architektur übrig hast.
Rein in den Stephansdom: das Kircheninnere
Weiter geht das Ganze natürlich innen. Wo du ohne Eintritt alles im Eingangsbereich bzw. im Nordschiff erkunden kannst. Einen Blick hineinwerfen kannst in die Kirche. Gegen Eintritt wirst du dann auch ins Mittel- und Südschiff gelassen. Der Vorteil: du bist relativ alleine. Weil die Touristenmengen dann doch nur schnell vorbei schauen wollen. Du gehst in Seelenruhe durch den hohen Kirchenraum, vorbei an der Pilgramkanzel und dessen Schöpfer Anton Pilgram (Fenstergucker), an den hohen gotische Säulen bis zum Hochalter. Biegst vielleicht ab zum Grab Kaiser Friedrichs III. im Südchor. Im Nordchor findest du übrigens den sogenannten Wiener Neustädter Altar. Auch von Friedrich III. in Auftrag gegeben und ursprünglich aus dem Neukloster in Wiener Neustadt. Leicht seitlich davon das Grab Rudolfs IV., einem großen Wohltäter in Sachen Stephanskirche.
Unter dem Stephansdom: die Katakomben
Grundsätzlich wär das schon ein netter Ausflug an sich. Aber beim Stephansdom gibt es noch mehr zu sehen. Da kannst du beispielsweise auch die Katakomben besichtigen. Ursprünglich als Herzogsgruft im 14. Jahrhundert angelegt, wurde selbige vor allem unter Maria Theresia ausgebaut. Die Stiegen hinab gelangst du zuerst ins sogenannte Lapidarium, wo einige Reste des ursprünglichen Baus aufbewahrt werden. Danach geht’s in die Gruft. Zuerst die Herzogsgruft, wo einige Habsburger bestattet wurden und dann in die tatsächliche, wo sich Totenköpfe und Gebeine nur so stapeln. Bis du am Stephanpslatz wieder ins Freie gelangst.
Rauf auf den Stephansdom: Süd- und Nordturm
Anstatt hinab zu steigen, kannst du auch hoch hinaus. Nämlich auf einen der beiden Türme. Im Süden natürlich höher, das legt ja schon die Architektur vor. Da schlängelst du dich durch eine gotische Wendeltreppe bis zum Glockengeschoss und bis nach oben. Forderst ein wenig deine Kondition heraus und wirst aber mit einem atemberaubenden Blick über Wien belohnt.
Beim Nordturm geht’s schon etwas gemütlicher zu. Da kommst du nämlich ganz gemütlich mit dem Lift hinauf. Von dort geht’s hinaus. Die Blicke natürlich ebenfalls großartig!
Ungewöhnliche Einblicke in den Stephansdom: Der Domschatz und die Westempore
Derzeit bietet eine Besichtigung des Stephansdoms noch ein weiteres Highlight: den Besuch des Domschatzes. „Dank“ des derzeitigen Umbaus des Dom- und Diözesanmuseums befinden sich die kostbaren Stücke des Museums nun wieder im Dom, genauer gesagt auf der Westempore und in Teilen der Westkapellen. Was dich neben wirklich sehenswerten Exponaten noch erwartet? Großartige Einblicke in sonst versteckte Teile der Kirche und tolle Ausblicke in das Kirchenschiff.
Du siehst also, die Gelegenheit das Wahrzeichen Wiens genau unter die Lupe zu nehmen hast du. Ob du sie nützt, oder lieber bei einer einfachen Stippvisite bleibst, liegt natürlich bei dir!
Das rät dir freets für deinen Besuch im Wiener Stephansdom
Öffnungszeiten sind nicht gleich Besichtigungszeiten. Für alle, die ins Mittel-, Nord-oder Südschiff der Kirche möchten gibt es eigene Besuchszeiten auf der Website des Stephansdoms.
Es gibt ebenfalls Kinderführungen. Die Verantwortliche Dr. Annemarie Fenzl hat sich diesbezüglich schon einen Namen gemacht und auch ein dazu passendes Buch herausgegeben. Sicher empfehlenswert.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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