Schon öfter wurde mir ein Ausflug in „die Wüste“ empfohlen. Nicht, weil mich alle in die Wüste schicken wollen (sorry, der „Wortwitz“ musste sein), sondern weil es ein vielfältiges, schönes und vor allem auch perfektes Familienausflugsziel sei. Vor allem im Mai oder Oktober, wenn die vielen Buchen im satten Grün oder kupferrot leuchten, wäre die Landschaft rund um Mannersdorf am Leithagebirge einfach magisch. Dazu gäbe es kinderwagentaugliche Wege, am Wochenende ein nettes Café und einen tollen Spielplatz direkt davor. Doch weder das Grün noch der goldene Herbst lockten mich das erste Mal in den Naturpark „die Wüste“. Es war die Aussicht auf hunderte Schneeglöckchen, die ab Mitte Februar den Waldboden bedecken.
Naturpark Die Wüste: ein Naturerlebnis für große und kleine Besucher:innen
Schon als wir das Auto am (gut besuchten) Parkplatz verlassen, entdecken wir die ersten Frühlingsboten. Überall leuchtet das Weiß der Schneeglöckchenblüten zwischen den Stämmen und der Blätter des Vorjahres. Langsam setzen wir uns in Bewegung in Richtung Naturparkzentrum. Dank breiter und festgetretener Wege kommen unsere Kinder mit ihrem Rad oder Roller gut voran, auch wenn der Weg anfangs steiler ist als erwartet. Wir Eltern marschieren raschen Schrittes hinter ihnen her, geben ab und zu Start- oder Anschiebhilfe und staunen nur so über die Natur rings um uns.
Das ehemalige Kloster und wie der Naturpark zu seinem Namen kam
Schon bald entdecke ich auch Teile der 4,5km langen Umfassungsmauer. Diese gehört zu einem ehemaligen Kloster, das hier im 17. Jahrhundert errichtet wurde und heute das Zentrum des Naturparks bildet. Übrigens ist es auch für den Namen Wüste verantwortlich, der sich von einer ungenauen Übersetzung des Wortes „Einsiedelei“ durchgesetzt hatte. Von einer klassischen Wüste - davon überzeugt uns die üppige Vegetation seit dem ersten Schritt - kann hier natürlich keine Rede sein.
Bei der Johanneskapelle machen wir erstmal Halt. Für uns ist es einfach zu verlockend, die kleine restaurierte Kapelle zu entdecken. Die alten Mauern mit ihren Rundbogenfenstern, Mauerresten und verschiedenen Raumteilen werden sogleich ganz genau in Augenschein genommen. Ebenso der kleine Waldweg, der sich zwischen dem angrenzenden Bach und der Kapellenmauer durch die hohen, heute kahlen, Waldbäume schlängelt. Und die vielen Schneeglöckchen, die uns schon einen Vorgeschmack geben, was uns noch erwartet.
Naturparkzentrum, Pausenplatz, Café & mehr
Über die Lindenallee erreichen wir das Naturparkzentrum. Allein das letzte Stück dorthin ist traumhaft. Wir klettern ans Bachufer, wo die Mädchen vertrocknete Haselnusskätzchen schwimmen lassen und wir den vertrauten und markanten Bärlauchduft erschnuppern. Kurz darauf flitzen die Kinder mit ihren Fahrzeugen zwischen den uralten, knorrigen Linden, während zu ihren Füßen ein weißer Blütenteppich die Wiese bedeckt.
Ein Stück weiter liegt das Kloster. Unser Ziel. Auf einer der vielen Holzliegen machen wir Pause, lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen, essen unsere mitgebrachte Jause (das Café öffnet leider erst in drei Wochen) und erkunden den Spielplatz. Unser Highlight ist übrigens das Labyrinth mit all den Sitzplätzen, das mehrmals und voller Begeisterung durchquert wird.
Den Naturpark Wüste durchwandern
Gestärkt und ausgeruht setzen wir unsere Erkundungstour fort. Wir folgen dem aufgeregten Geschnatter einer Ente und besuchen Hühner, Puten, ein kleines Pferd und andere Tiere. Ein Stück weiter tauchen wir ins Schneeglöckchenparadies ein. Auch hier ist der Boden zu beiden Seiten ein weißer Teppich und hebt sich markant vom Wald ab. Staunend durchschreiten wir das Blütenmeer und auch wenn ich noch richtig Lust hätte weiter zu wandern, lassen wir es für heute gut sein. Die Mini-Maus ist mir ihrer Geduld am Ende (und ich deswegen auch mit meiner) und so drehen wir um. Der Rückweg geht dank Rad und Roller rasend schnell und schon bald haben wir wieder unser Auto erreicht.
Übrigens: Wären wir motivierter gewesen, hätte es noch einige tolle Wege gegeben. Zur Ruine Scharfeneck beispielsweise, zu einem Aussichtsturm oder einfach nur durch diesen einfach atemberaubend schönen Wald. Das nächste Mal, verspreche ich mir. Vielleicht ja dann wirklich im Mai, oder Oktober, bei geöffnetem Café.
Mein Fazit zum Naturpark "die Wüste" bei Mannersdorf
Ein sehr schönes und abwechslungsreiches Naherholungsgebiet, das mit einfachen Wegen, einem kleinen Bach, großen Wiesen und vielen weiteren Highlights punktet. Leider war am Wochenende echt viel los, unter der Woche ist es hier sicher viel ruhiger. Der Weg zum Kloster ist übrigens mit Kinderwagen und Fahrrad (oder Roller) befahrbar, das erste Stück geht es aber relativ lange bergauf. Ungeübte Fahrer brauchen meiner Meinung nach hier noch Hilfe (Anschieben, Rad tragen – wir waren nicht die einzigen, die mit Rad in der Hand marschiert sind).
Weitere Tipps von freets
Parkplatz ist vor Ort vorhanden, auch wenn er am Sonntag schon recht voll war.
Das Café hat immer nur am Wochenende offen, laut Website ab Mitte März. Der Naturpark ist ganzjährig zugänglich.
Auf Bergfex gibt’s einige Rundwanderwege, vor Ort ist aber alles sehr gut beschriftet.
Hunde sind willkommen, aber an der Leine zu führen.
Der Spielplatz ist schön gemacht und für alle Altersgruppen.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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