Seit ich vor Jahren mit meinen Eltern das Museumsdorf Niedersulz besucht habe, wollte ich wiederkommen. Noch einmal die historischen Gebäude und ihre Einrichtung erkunden und durch das friedliche, beschauliche Dorf zu spazieren. Vielleicht einmal im Herbst, statt im Frühling, wenn statt der Obstbaumblüte das bunte Blätterlaub dominiert. Oder bei einer der zahlreichen Veranstaltungen, die nochmal mehr Einblick in das frühere Leben im Weinviertler Dorf geben. Oder dann mit den Kindern, wenn sie größer sind. 2021 war es soweit. Nach meinem ersten Besuch vor über 10 Jahren verschlug es mich mit meinen Mädels und Mann an einem herrlichen Spätsommertag ins Museumsdorf. Dabei war natürlich nicht nur die Natur, sondern auch der Fokus anders als beim ersten Besuch. Deswegen möchte ich den Blogartikel um meine neuen Erfahrungen mit dem Museumdorf Niedersulz als Ausflugsziel für Familien ergänzen.
Der Zauber des Vergangenen
Was mich damals wie heute am Museumsdorf Niedersulz fasziniert hat? Die Ruhe, die Beschaulichkeit, das Traditionelle. Fast kommt es dir vor, als würdest du durch eine Ausgabe des Servus’ Magazins spazieren. Hier ist alles alt, traditionell und unglaublich harmonisch. Die hübschen Weinviertler Häuser, die seltenen Obst- und Gemüsesorten, üppigen Bauerngärten und die kleinen einfache Gassen. Echt ist das nicht wirklich. Auch wenn es die Häuser und dessen Ausstattung original sind und auch originalgetreu hier wieder aufgebaut wurden. Doch die Langsamkeit, die Ruhe und Idylle ist es nicht. Die Häuser sind unbewohnt, die Werkstätten stehen leer, in der Schule herrscht kein Unterricht. Nur ab und zu werden alte Traditionen oder Bräuche im Rahmen von Veranstaltungen wieder belebt.
Das Museumsdorf Niedersulz entsteht
Ab 1979 existiert diese spannende und eigene Welt bereits. Als ein alter Weinviertler Streckhof am Areal des heutigen Museumsdorfs Niedersulz übertragen wurde, wurde der Grundstein fürs Museum gelegt. Jahr für Jahr kamen weitere Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert hinzu. Das Dorf wuchs und schon bald war eine erste Dorfgasse am Sulzbach entstanden. Presshäuser, Schüttkästen, Handwerkshäuser, eine Kellergasse, ein Dorfplatz und eine Kapelle entstanden in Niedersulz, oder wurden hier vielmehr wieder aufgebaut.
Das Museumdorf Niedersulz besichtigen
Auch bei meinem erneuten Besuch im September sind wieder einige neue Häuser dazu gekommen. Das Dorf ist also noch immer im Wachsen begriffen. Nachdem wir das große Eingangsgebäude samt Shop und Kassa passiert haben (auch das kam übrigens in den letzten Jahre neu dazu) stehen wir am Anfang der einfachen Straße. Wir blicken auf das vor uns liegende Dorf, den markanten Kirchturm und die niedrigeren Häuser rund herum.
Die Gebäude und deren Bewohner
22 Hektar, mehr als 80 verschiedene Häuser und deren Einrichtung warten nur darauf, genauer entdeckt zu werden. Dabei sorgen die unterschiedlichen architektonischen Formen und Funktionen sowie deren unterschiedlichen Bewohner (verschiedener sozialer Stellung) für einen umfassenden Überblick. Angefangen vom Bürgermeisterhaus mit wunderschönem Arkadengang im Innenhof, über einer Schule, einem umgebauten Presshaus, einer Wassermühle bis hin zu einem lebenden Bauernhof, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.
Während wir bei unserem ersten Besuch vor allem die Gebäude und deren Ausstattung besichtigen, werfen wir beim zweiten Besuch nur flüchtige Blicke in die verschiedenen Häuser. Nicht, weil es die Kinder nicht interessiert hätte – sie sind mindestens genauso neugierig wie ich – doch irgendwie haben wir viel zu wenig Zeit für unseren Besuch eingeplant. Mit meinen Eltern erkunde ich die Häuser eingehend, aber dennoch in einem zügigen Tempo. Meine Kinder brauchen länger, wollen aktiv ausprobieren, Dinge erklärt bekommen und sind von einigen Orten kaum mehr wegzubringen. Voller Freude und Begeisterung besichtigen sie das alte Schulgebäude („das ist wie bei der Heidi“), versuchen den alten Brunnen beim Bürgermeisterhaus in Gang zu setzen und erkunden das hölzerne Wasserrad der Mühle (auch hier gäbe es Vorführungen, die wir aber ebenfalls verpassen).
Der lebende Bauernhof als besonderes Highlight für Familien
Besonders angetan sind sie natürlich auch am lebenden Bauernhof (ein Zwerchhof aus Prottes, 18. Jhdt.), wo wir nicht nur die beiden Esel begrüßen und streicheln, sondern Ziegen und Schweine beobachten, Hasen entdecken und die Kinder neugierig den Gänsen hinterherlaufen.
Die Bauerngärten und Vorgärten in Niedersulz
Auch die blühenden Bauerngärten im Museumsdorf Niedersulz haben es uns angetan. Waren die Gärten bei meinem ersten Besuch erst im Erblühen (immerhin war erst Anfang April), standen sie nun Anfang September in voller Blüte. Die bunten Blumen, die summenden Bienen und Schmetterlinge ziehen immer wieder alle Blicke auf sich. Die Septembersonne taucht die Pflanzen in bestes Licht und die historischen Häuser im Hintergrund und einfachen Holzzäune im Vordergrund verleihen den Gärten nochmal einen ganz besonderen Charme.
Die Vorgärten und Bauerngärten wurden passend zum jeweiligen Haus gestaltet und beherbergen zahlreiche, seltene Pflanzenarten (darunter alte Gemüse- und Obstsorten). Ein Garten, der praktisch zu dieser Zeit in jedem Weinviertler Hof angelegt wurde. Die Blumen wuchsen nicht nur als Blickfang und zur Pracht des Hauses, sondern wurden auch für Hochzeiten, Begräbnisse oder andere kirchliche Feste verwenden. Die Weinviertler waren stolz auf ihre Gärten und – so liest man auf der Website des Museumsdorfs – tauschen immer wieder über den Gartenzaun Blumensamen aus.
Nicht verwunderlich, dass die eingeplanten drei Stunden viel zu kurz sind. So kurz, dass wir nicht einmal Zeit finden ins Dorfgasthaus einzukehren. Oder wie versprochen rechtzeitig noch einmal in die Schule schauen. Wir sind einfach viel zu beschäftigt mit unseren Entdeckungen im Weinviertler Ausflugsziel; und mit dem Genuss dieser wunderschönen Szenerie. Der Dahlien, Ringelblumen, der kleinen Fenster in den dicken Mauern, der Weingärten und einfach allem Drumherum. Und so ist es auch kein Wundern, dass auch nach dem zweiten Besuch feststeht: Wir kommen wieder. Dieses Mal einen ganzen Tag. Zehn Jahre werden wohl aber nicht vergehen. Hoffentlich.
Weitere Tipps von freets für deinen Besuch im Museumsdorf Niedersulz
Auf diversen Veranstaltungen können Besucher:innen auch Geschichte in Aktion erleben. Mehr dazu findest du auf der Website des Museumsdorf Niedersulz
Am Wochenende gibt es Führungen. Die Überblicksführungen (SA 14:00; So-und Feiertag auch 11:00) dauern 60min (Aufpreis 4,00)
Die Wege sind geschottert, aber alle mit Kinderwagen befahrbar. Barrierefreiheit ist in den Gebäuden (auf Grund der historischen Gegebenheiten) nicht gegeben.
Kinderprogramm in den Sommerferien sowie Möglichkeit zu Kindergeburtstagsfeiern im Museumdorf. Außerdem gibt es zwei Spielplätze am Areal, Kinderführungen (jeden 1. Und 3. Sonntag im Monat um 15:00), sowie die Gartensafari speziell für Kinder ab 7.
Einkehrmöglichkeit im Dorfwirtshaus.
Hunde sind an der Leine zu führen, außer im Freigehege am lebenden Bauernhof.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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