„Ja, er hat was, der Wechsel“, war ein Satz, den ich Anfang dieses Jahres zu meinem Mann sagte. Damals standen wir am Arabichl und ich staunte über diese unfassbar schöne Aussicht von hier. Was ich bei unserer ersten Wanderung auf den beeindruckend Berg zwischen Niederösterreich und der Steiermark feststellte, festige sich im Laufe der Monate und Wanderungen. Heute, rund 10 Monate später, stehe ich wieder am Wechsel und sage denselben Satz zu meinen Eltern. Meine Begleiter bei der nun fünften Wechsel-Wanderung des Jahres. Dieses Mal wandern wir von Mariesee bis zur Marienseer Schwaig, vom kühlen, schattigen Waldbach bis zu Wiesen und weiten Blicken.
Am Wildwasserpfad von Mariensee bis zum Wasserfall
Doch beginnen wir am Anfang. In diesem Fall in Mariensee. Wir parken unser Auto beim Biotop in Mariensee, Ausgangspunkt des Wildwasserpfads. Schon zwei Mal bin ich den Wildwasserpfad Mariensee, oder Themenweg Wildwasser gewandert und habe den Pöstlingbach von hier bis zum großen Wasserfall begleitet. Immer wieder gequert, manchmal auch direkt im Wasser. Das erste Drittel des Wegs ist mir also bekannt, auch wenn ich es vom Sommer her kenne. Eine Zeit, an der die großen Farne in üppigem Grün leuchten, die Sonne am Wasser glitzert und die Temperatur schlagartig auf ein erträgliches Maß sinkt. Wenn das kühle, erfrischende Wasser uns magisch anzieht und wir immer wieder nur kurz eine Hand oder Füße ins Wasser halten.
Heute ist es hier anders. Auch wenn es für Ende Oktober ungewöhnlich warm ist, ist der Herbst unübersehbar. Die Vegetation ist weit nicht mehr so üppig, wie ich sie in Erinnerung habe. Gräser und Farne schimmern in Gelb, statt sattem Grün, die Kühle neben dem Bach animiert uns, schneller zu gehen. Vor Stromschnellen und Wasserbecken liegen vereinzelt verfärbte Blätter, zwischen den bemoosten, feuchten Felsen dringt kaum Sonnenlicht zu uns. Doch auch die Zeit hat ihren Reiz (wenn ich es doch im Sommer hier einen Tick schöner finde).
Schnellen Schrittes wandern wir stetig bergauf am Ufer des Pöstlingbachs entlang. Ab und zu bleiben wir stehen und beobachten fasziniert das Wildwasser, das sich seinen Weg ins Tal bahnt. Das Rauschen des Wasser dominiert die Geräuschkulisse und steigert sich bis zum großen Finale: dem Wasserfall. Dort, wo der Pöstlingbach rund 50 Meter über einige Kaskaden in die Tiefe stürzt. Ein Stück daneben steigen wir über Wurzeln und hohe Steine bergauf, klettern fast, immer weiter nach oben. Bei der Plattform schauen wir noch einmal nach unten, bevor wir dem Wasserfall den Rücken kehren. Ein Stück noch geht es recht abenteuerlich und steil neben dem Bach nach oben bis wir einen Forstweg erreichen.
Zwischen Gräsern und Aussichten zur Marienseer Schwaig
Ein Stück noch und wir haben die Sonne auf unserer Seite. Der breite Forstweg schlängelt sich in leichten Serpentinen nach oben, immer weiter dem Licht entgegen. Die Kühle des Waldes hat uns bald verlassen und die ersten Jacken werden geöffnet. Die Landschaft hier ist nun anders. Meterhohe Nadelbäume säumen unseren Weg, der Boden ist mit feinen Gräsern bedeckt, die in hellem Beige leuchten. Fast surreal sieht das aus, in jedem Fall ist die Landschaft ein starker Kontrast zu dem vorher Erlebten. Stück für Stück wandern wir nach oben, bald schon erschließen sich uns die ersten Aussichten. Wir sehen auf die Feistritzer Schwaig, hinunter ins Tal und hinüber zur Hohen Wand.
Nach ca. 450 zurückgelegten Höhenmetern erreichen wir die Abzweigung zur Marienseer Schwaig. Nun ist es nur mehr ein kurzes Stück durch den Wald, ein paar Meter über Wurzeln und Steine, bis wir die urige Holzhütte erreichen. Mit ihr auch unseren wohlverdienten Pausenplatz an der Sonne. Auch wenn die Schwaig schon geschlossen hat, bietet die Hütte draußen genügend Sitzmöglichkeiten und beste Aussichten.
Über den Almweg retour ins Tal & ein alternativer Vorschlag zum Rückweg
Retour wandern wir den schnellsten und direkten Weg. Dass rund 500 Höhenmeter in nur einem Drittel der Tour zurück gelegt werden, bedingt natürlich ein massives Gefälle. So geht es ziemlich anstrengend am Almweg und Schindlsteig zurück durch den Wald. Wir steigen über Steine, Wurzeln, laufen über Moos und Nadeln der Bäume. Der gesamte Rückweg schlängelt sich steil bergab durch den Wald und trübt die ansonsten wunderschöne Wanderung ein wenig.
Schöner wäre wohl den Hinweg zurück zu nehmen und kurz vor dem Wasserfall der Beschilderung „Wildwasserpfad Rundweg“ zu folgen. So müsstest du nur auf recht bequemen Forstwegen wandern, zwar ein Stück länger, aber wesentlich gemütlicher.
Mein Fazit zur Wanderung auf die Marienseer Schwaig
Eine anstrengende, aber dennoch wunderschöne und sehr abwechslungsreiche Wanderung, die außerdem noch ein Geheimtipp ist.
Weitere Tipps von freets
Parkplätze sind am Ausgangspunkt vorhanden
Einkehrmöglichkeiten gibt’s im Sommer bei der Marienseer Schwaig. Nach dem Almabtrieb hat die Schwaig geschlossen.
Hunde sind hier willkommen, beim Wasserfall am Ende gibt’s am regulären Weg allerdings ein wenig Kraxlerei über große Steine. Wenn du bei der kleinen Brücke vor dem Wasserfall den Weg wechselst, kannst du diese umgehen. Kühe sollte es am gesamten Weg bis kurz vor der Schwaig keine geben (wir hatten Ende Oktober sowieso keine Begegnung mehr).
Kinderwägen sind am Marienseer Wildwasserweg nicht möglich. Es führt jedoch ein Forstweg zur Schwaig, hier wäre es wohl machbar, allerdings geht es bergauf. Für Kinder, die schon über etwas Wandererfahrung haben, eignet sich der Weg gut, vor allem der Teil am Wildwasserweg ist mit dem Wasser und den Klettern spannend.
Bei der Schwaig gibt’s einen Brunnen zum Wasser auffüllen, Sitzmöglichkeiten und eine Toilette (auch am Ausgangspunkt beim Biotop)
Der Rückweg über den Almweg und Schindlsteig ist etwas unschön, hier empfehle ich von der Schwaig retour bis zum oberen Ende des Wildwasserwegs zu gehen. Von dort führt ein weiterer Forstweg gemütlich zum Ausgangspunkt retour. Ist zwar etwas länger, aber viel schöner und einfacher zu gehen.
Lust auf mehr? Nach einer Stunde zusätzlicher Gehzeit bergauf hast du den Hochwechsel und das Wetterkoglerhaus erreicht.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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