An einem schönen Tag im Mai, oder später, im goldenen Herbst, ist der Weg hier einfach unbeschreiblich schön, erzählt mir meine Mama, während sie mich das erste Mal mit auf die Rundwanderung zum Herrgottschnitzerhaus mitnimmt. Wenn die Blätter der großen mächtigen Buchen im satten Grün oder kupferfarben im Sonnenlicht leuchten, dann wird der ganze Wald am Fuße der Hohen Wand in einen besonderen Zauber gehüllt. Heute ist es noch nicht so weit. Überhaupt mag das Wetter nicht so richtig mitspielen, der Himmel ist wolkenverhangen, die Aussicht getrübt. Auch das zweite Mal, Ende September, haben wir kein großes Wetterglück. Trotzdem gefällt mir die Tour beide Male. Highlights am Weg gibt es nämlich trotzdem genug und sie steigern sich langsam zu einem wunderbaren Finale.
Von Dreistetten durch den Buchenwald auf die Hohe Wand wandern
Wir starten unsere Wanderung von Dreistetten aus. Schon beim Ausgangspunkt – dem Sportplatzparkplatz – können wir das Herrgottschnitzerhaus erkennen. Das äußerste Haus am rechten Rand der Hohen Wand ist zwar noch klein, lässt aber die spektakuläre Aussicht schon vermuten. Umso motivierter machen wir uns auf den Weg. Wir wandern entlang des kleinen Dorfes, vorbei an grasenden Kühen am Waldrand und biegen schon bald hinein in den Wald.
Vorbei an meterdicken Baumstämmen geht es das erste Stück durch Blätter des Vorjahres steil bergauf. Dass es hier besonders Ende Oktober beeindruckend sein muss, ist mir sofort klar. Heute, Anfang des Monats, leuchten einige Buchenblätter noch in sattem Grün, der Herbst ist nur dank kühler Temperaturen spürbar. Langsam wandern wir den Waldweg weiter bergauf. Machen an eine der Bänke Pause, genießen die Stille und Natur. Während der Serpentinen nach oben werden auch wir stiller, die letzte Steigung zur Herrgottschnitzerhütte ist zwar jedenfalls machbar, aber für mich als Gelegenheitswanderer dennoch spürbar.
Blicke vom Piestinger Kreuz ins Tal: Pause beim Herrgottschnitzerhaus auf der Hohen Wand
Oben angelangt genießen wir einmal die Aussicht. Der Blick von hier oben ist – wie erwartet – einfach traumhaft. Die Fischauer Vorberge schieben sich imposant ins Blickfeld, auf einen erkennen wir ganz klar die Ruine Emmerberg, ein Stück dahinter erahne ich unser Haus. Wäre das Wetter besser, würden wir wohl länger hier stehen. Der kalte Wind treibt uns aber direkt in die warme Gaststube der Hütte, wo wir uns bei Speckbrot und Getränken stärken. Wäre es wärmer, würden auch viele Sitzgelegenheiten vor der Hütte zum Pausieren einladen.
Weite Wiesen, sanfte Landschaft am Rückweg ins Tal
Ein Stück desselben Wegs geht es wieder bergab. Schon bald könnte man der rot-weißen Markierung folgen und einen direkteren, steileren Weg bergab nehmen. Nachdem wir diese Route das erste Mal ausprobiert und für nicht so ansprechend befunden haben, bleiben wir heute noch ein Stück länger am ursprünglichen Weg. Wir folgen den Serpentinen wieder nach unten bis wir an einer Wegkreuzung der breiten Forststraße auf der rechten Seite bergab folgen: ein Stück der Dreistettner Wirte Runde, wie uns die (übrigens ausgezeichnete) Beschilderung verrät.
Gemütlich wandern wir bergab und erreichen bald das Tal. Vor uns erstreckt sich eine langgezogene, große Wiese. Darin stehen größere Bäume, rings herum grünes Gras, durchzogen mit lila Herbstzeitlosen. Je weiter wir gehen, desto mehr erkennen wir von Dreistetten. Der markante Kirchturm, die sanften Hügel und vereinzelte Häuser rücken immer mehr in unser Blickfeld und machen das Bild einfach perfekt.
Ein schneller Blick noch aufs Hexenhaus am Rande des Wegs (wandern hier wäre sicher auch was mit Kindern) und schon sind wir am Ausgangspunkt zurück. Dass wir wieder kommen werden ist für mich ganz klar, denn die Wanderung ist einfach perfekt – kurz, abwechslungs- und aussichtsreich und immerhin müssen wir uns den Buchenwald auch noch im goldenen Herbst ansehen. Vielleicht mit meinen Kindern, denn für unsere Sechsjährige sollte die Wanderung dank Wegbeschaffenheit, wartenden Hüttenstempel und tollen Jausenplätzen auch überhaupt kein Problem sein.
Mein Fazit zur Wanderung aufs Herrgottschnitzerhaus
Eine leicht fordernde, aber alles in allem gut machbare Wanderung, die vor allem mit schönen Aussichten und einer gemütlichen Hütten punktet. Mein Highlight war aber eigentlich am Ende die große Wiese mit Blick auf Dreistetten, die ich wohl mal als Picknickplatz ausprobieren werde.
Weitere Tipps von freets
Parkplätze sind am Ausgangspunkt ausreichend vorhanden
Der Wanderweg ist für Hunde problemlos zu meistern, solange du am Eselweg bleibst und nicht auf einen der Steige wechselt – hier gibt’s oft auch Leitern
Einkehrmöglichkeit gibt’s auf der Herrgottschnitzerhütte (einige warme Gerichte und belegte Brote), die Sonnenterrasse bietet schöne Aussichten ins Tal. Die Öffnungszeiten unbedingt vorab auf die Website der Herrgottschnitzerhütte einsehen.
Das Herrgottschnitzerhaus ist auch mit dem Auto zu erreichen, wer also etwas Ruhe haben will, wandert am besten unter der Woche.
Die Wanderung eignet sich gut für Kinder, die immer wieder mal gerne ein Stück gehen. Die Wege sind mit Wurzeln und Steinen etwas abwechslungsreicher.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
Freizeittipps in der Nähe
Großartige Blicke am Skywalk Naturpark Hohe Wand genießen
02.11.2016
Schweben auf über 1000 Meter Seehöhe mit Blicken über die Neue Welt und die winzig kleine Landschaft unter dir. Der Skywalk im Naturpark Hohe Wand ist eine in Fels gebaute Aussichtsplattform, die eine Aussicht der Sonderklasse ermöglicht.
5 Gründe, warum die Hohe Wand mit Kindern einfach nur großartig ist
12.02.2018
Kurzweilige Themenwege, süße Tierbegegnungen, grandiose Aussichten und jede Menge Spielplätze - die Hohe Wand ist ein ideales Ausflugsziel für Familien mit Kindern.
Aussichtsreiche Wanderung aufs Gelände bei Grünbach
05.10.2021
Die Geländehütte liegt am Gipfel des gleichnamigen „Gelände“ auf 1023hm. Auf einer reich bewachsenen Almwiese erwarten Wanderer duftende Bergkräuter, eine Bärenhöhle und großartige Aussichten auf den Schneeberg und die umliegende Bergwelt.
Wanderung zum höchsten Punkt der Hohen Wand: über die Wilhelm-Eichert Hütte zum Plackles
05.04.2022
Die Wanderung auf die Hohe Wand führt dich zu fantastischen Aussichten, gemütlichen Pausenplätzen, zur höchst gelegenen Hütte und dem höchsten Punkt der Hohen Wand. Eine fordernde, aber schöne Wanderung auf das westliche Ende der Hohen Wand
Frühlingshafte Wanderung auf den Himberg bei Puchberg
03.03.2023
Besonders Anfang März ist die Wanderung auf den Himberg bei Puchberg reizvoll. Hunderte Schneerosen bedecken den Waldboden, während letzte Schneefelder von kalten Tagen erzählen. Die verschneite Silhouette des Schneebergs begleitet Wanderer beim Marsch nach oben, wo – nahe der ehemaligen Hütte – Gipfelstürmer die Aussicht und die wärmende Frühlingssonne genießen.