Nicht allzu freundlich sieht es an diesem Sonntagvormittag aus, als wir bei der Würflacher Wellness Welt aus dem Auto steigen. Der typische Novembernebel hängt über dem Dorf und verschluckt alles in seiner grauen dichten Wolkendecke. Kurz denke ich daran, nicht doch höher zu fahren, um dem Nebel zu entfliehen. Semmering vielleicht, möglicherweise zum Pinkenkogel. Doch schließlich bleibe ich meinem ursprünglichen Plan treu. Die frische Luft tut gut, der stille Wald vor mir verspricht Ruhe, der warme Tee und die Steigung werden für die nötige Wärme sorgen. Vielleicht kommen wir ja auch hoch genug, um den Nebel zu verlassen. Denn der Dürrnberg – mein heutiges Ziel – ist mit rund 800 Höhenmetern immerhin auch die höchste Erhebung Würflachs.
Nebel, Nadelbäume und ein großes Stück bergauf
Wir starten unsere Wanderung bei der Badgasse. Langsam setze ich mich in Bewegung, denn die anhaltende Steigung ist mir von unserer kleinen Winterwanderung im Jänner noch sehr gut in Erinnerung; genau wie die Gegend. Der breite Forstweg, der sich leicht kurvig nach oben schlängelt, die Gräser am Waldboden und die hohen Nadelbäume, die den Gesamteindruck dominieren. Schon oft bin ich hier ein Stück gewandert. Manchmal im Herbst, meist im Winter, wenn der erste Schnee auf den Nadelbäumen liegt und sich der Forstweg zur Rodelpiste verwandelt. Auch heute ist die vorherrschende Farbe Grün. Nur selten bahnen sich herbstliche Farbtupfer ihren Weg durch den grauen Nebel.
In aller Ruhe wandern wir bergauf in Richtung Dürrnberg. Einen, dann zwei Kilometer. Schritt für Schritt klärt sich langsam der Blick und wir durchbrechen die Nebeldecke. Während der Himmel über uns bereits blau hervor blitzt, versinkt der Wald und das Tal zu unserer Linken noch im Grau. Bald begleitet uns die Sonne und sorgt immer wieder für beeindruckende Stimmungen.
Zum Dürrnberg, dran vorbei und zum Lärbaumkreuz wandern
Bei strahlend blauem Himmel verlassen wir den Nadelwald und kommen so richtig im Herbst an. Eine weite Wiese voller Gräser und die ersten bunt verfärbten Bäume liegen vor uns. Anstatt wie üblich den linken Weg (zum Roten Kreuz) zu nehmen, folge ich meinem Wanderbegleiter rechts bergauf. Immer höher zum Dürrnberg, dessen Gipfel wir – so seine Info –in rund 45 Minuten erreichen werden.
Die Landschaft, die sich uns bietet ist eine völlig andere. Kein geschlossener und nebelverhangener Nadelwald mehr, sondern eine offene Landschaft in der warmen Herbstsonne. Bald erreichen wir einen beeindruckenden Buchenwald, den ich staunend durchwandere. Wir genießen immer wieder die Blicke über die Landschaft, später sogar bis zum Sonnwendstein und Semmering.
Ein ungeplanter Tourenwechsel
Während das herabgefallene Laub unter unseren Füßen raschelt und ich noch begeistert zwischen den schlanken, hohen (und bereit sehr kahlen) Stämmen der Buchen umherschaue (hallo Herbstzauber), wundert sich mein Papa bereits darüber, dass er diese spezielle Aussicht zum Sonnwendstein überhaupt nicht mehr im Kopf hatte. Wenig später ist klar warum: Wir haben die Abzweigung zum Gipfel verpasst und zwar schon vor einer ganzen Weile. Auch wenn er am liebsten querfeldein den Berg hinauf möchte, um den Gipfel doch noch zu bezwingen, bleiben wir am Weg. Denn der ist nicht nur richtig schön, er wird uns auch schon bald zum Lärbaumkreuz führen, von wo wir wieder retour wandern können.
Rastplatz am Lärbaumkreuz
So erreichen wir schlussendlich zwei Kreuze statt eines, auch wenn keines davon am Gipfel steht. Das erste ist das sog. Lärbaumkreuz, an einer schönen Stelle im Wald gelegen. Ein Ort, an dem gerne auch Feldmessen gefeiert werden und das innerhalb der Ortsbevölkerung (inklusive der ehemaligen, also mir) gut bekannt ist. Kurz halten wir inne, vor allem um die vielen Schilder zu lesen (jetzt geh‘ ich doch lieber auf Nummer sicher und checke auch selbst die Beschilderung und Markierungen).
Über einen (holprigen und dank Blätterboden etwas schwierigen) Waldweg wandern wir wieder bergab und erreichen nach einer erneuten Steigung das Rote Kreuz. Auch das liegt mitten im Wald an einer Weggabelung. Noch 40 Minuten bergab durch den – schon bekannten Nadelwald – und wir erreichen unser Auto. Wobei wir zwei Dinge festhalten: Auch ohne Gipfel war es wirklich eine schöne Tour UND der Gipfel ist dann wohl im Winter dran, oder spätestens im Frühling. Dieses Mal dann hoffentlich wirklich.
Mein Fazit zur Wanderung am Dürrnberg
Auch wenn die Wanderung keine großen, namhaften Highlights (wie tolle Aussichten, Hütten, Naturschauspiele, o.Ä.) hat, besticht sie durch ihre Abgeschiedenheit, Ruhe und den abwechslungsreichen Wald. Mir hat's gut gefallen.
Weitere Tipps von freets
Parkplätze sind bei der Wellness Welt ausreichend vorhanden.
Wer mehr wandern will, kann beim Lärbaumkreuz noch auf die Ruine Schrattenstein und über die Johannesbachklamm retour (Klammrunde) wandern, oder weiter nach Sieding oder auf den Gutenmann gehen.
Im Winter verwandelt sich die Straße bei ausreichend Schnee zu einer erstklassigen Rodelbahn.
Autorin Claudia Schlager
Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.
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