Ansicht des Doms von Wiener Neustadt

Wiener Neustadt und wie viel Mittelalter eigentlich in der Stadt steckt

Wiener Neustadt ist die zweitgrößte Stadt Niederösterreichs und liegt südlich von Wien. Neben der Rolle als Industriestadt zwischen dem 19.- 21. Jhdt. blickt die Stadt auf eine lange Geschichte zurück. Vor allem im Mittelalter erlebte Wiener Neustadt seine Blütezeit unter anderem als Kaiserresidenz. Noch heute sind zahlreiche Spuren dieser ruhmreichen Geschichte zu besichtigen. Neben den kulturellen Sights wartet eine charmante Innenstadt mit kleinen Geschäften und Cafés auf dich!

Das wartet bei einem Stadtspaziergang durch Wiener Neustadt auf dich

Einen Stadtspaziergang durch Wiener Neustadt zu unternehmen, darauf kommen wahrscheinlich die wenigsten. Irgendwie konnte sich die Stadt südlich von Wien noch nicht ganz gegen die charmanten Konkurrenten wie Krems, Baden oder – wenn wir etwas ausschweifen – Graz und Salzburg durchsetzen. Was sich ja jetzt, Landesausstellung sei dank, spätestens im Jahr 2019 ändern wird. Denn seit Ende Jänner steht es offiziell fest: 2019 findet unter dem Arbeitstitel „Füße – Felgen – Flügel. Die Entwicklung der Mobilität von den Habsburgern bis ins heute“ die Landesausstellung in Wiener Neustadt und Umgebung statt. Dass die Landesausstellung nach dem Mostviertel (2015) und dem Waldviertel (2017) im Industrieviertel stattfinden sollte war vorab schon klar. Dass es in Wiener Neustadt stattfinden wird, nicht. Denn da musste sich die Region erst gegen Baden durchsetzen. Grund genug also, diese historisch bedeutsame Stadt genauer unter die Lupe zu nehmen!

Von der Wiese zur Stadt: die Gründung Wiener Neustadts im Jahr 1192

Eine historische Stadt, eine Stadt mit viel Geschichte haben wir hier also vor uns. Die sie seinen Besuchern, dir und mir, auch gerne zeigt, wenn wir die Augen offen halten. Denn das Mittelalter und die glorreiche Zeit der Habsburger ist in Wiener Neustadt noch richtig spürbar. Wie kleine Tupfer, wie eine Brotkrümelspur kannst du als Quasi Hänsel oder Gretel den mittelalterlichen Brotkrümeln folgen, um die lange Geschichte der Stadt zu entdecken.

Wie kam’s aber dazu? Allzu sehr ins Detail möchte ich nicht gehen – weil von 1192–2016, das sind schon einige Jahre. Daher nur die wichtigsten Eckpunkte: Wiener Neustadt war eine geplante Stadt. Mag heißen sie hat sich nicht aus einer Siedlung entwickelt, sondern wurde tatsächlich am Reißbrett entworfen – nach römischem Vorbild: zwei Straßen, die vier Viertel bilden, zwei Plätze und eine fünf Meter hohe Stadtmauer. 1192 war es soweit. Angeblich mit dem Lösegeld Richard Löwenherz (Stichwort Robin Hood) – der ja in Dürnstein gefangen gehalten wurde – wurde die Stadt aus dem Boden gestampft. 

Ein Stadtspaziergang durch die Geschichte Wiener Neustadts

Meistens ist das sowieso so: Dass du dich einmal in die Innenstadt begeben solltest, um den wahren Kern, den historischen, einer Stadt kennen zu lernen. Das ist in Wiener Neustadt nicht anders. Einmal in der Innenstadt angekommen, gibt’s auch eine Menge zu sehen. Da musst du nur die Augen offen halten, wobei auch die kleinen, weiß–blauen Schilder mit der Aufschrift „denkmalgeschützt“ als Anhaltspunkt dienen. Überall kannst du dann die Spuren der alten, glorreichen Geschichte Wiener Neustadt erkennen.

Dem Mittelalter auf der Spur: die Pfarrkirche und die Stadtmauer Wiener Neustadts

Da kannst du beispielsweise am Domplatz den sogenannten Wiener Neustädter Dom entdecken. Sogenannt, weil er heute kein Dom (also Bischofssitz) mehr ist. Ursprünglich als Pfarrkirche der Stadt bildete die Liebfrauenkirche ab dem frühen 13. Jahrhundert das christliche Zentrum der Stadt. Erst 1469 wurde die Kirche zum Dom erhoben. Und den dazugehörigen Domplatz gibt es auch schon seit Beginn, der wurde damals als Pfarrplatz genützt. Der Dom selbst ist natürlich von außen gut zu besichtigen und zu umrunden, aber auch ein Blick hinein lohnt sich! Große Teile stammen noch aus dem beginnenden 13. Jhdt. und sind in Kunsthistoriker Kreisen sehr bekannt und hoch geschätzt! Und auch Kaiser Friedrich III. hinterließ hier seine Spuren: in Form von Zu- und Umbauten und natürlich mit Hinterlassen seiner Devise (AEIOU) und der Wappen. Der Dom ist grundsätzlich immer offen und kostenlos zugänglich. Auch auf einen der Türme kannst du hinauf und einen wundervollen Blick über die Stadt genießen.

Türme vom Dom Wiener Neustadt
Einblick in das Langhaus in Richtung Chor, Dom bzw. Liebfrauenkirche Wiener Neustadt

Oder du spürst bei einem Besuch die ehemalige Stadtmauer auf. Immerhin umgab ja die gesamte Stadt eine fünf Meter hohe Mauer, mit Zwinger, mit Toren und mit Türmen, von denen du eigentlich noch überall Reste findest. Ganz markant im Bereich der Petersgasse, wo sich auch noch ein ehemaliger Stadtturm – der sogenannte Reckturm – erhalten hat. Gut, der Aufbau stammt aus einer späteren Zeit, aber wurde nach historischem Vorbild rekonstruiert. Entlang dieser Mauer findest du auch weitere mittelalterliche Bauten, die zu einer Besichtigung einladen, wie das Neukloster, St. Peter an der Sperr (welches das heutige Stadtmuseum beherbergt).

Vom Stadtleben und leiblichen Wohl: am Hauptplatz & Allerheiligenplatz Wiener Neustadt

Möglichkeiten zur Stärkung für Zwischendurch findest du natürlich auch zu Hauf in der Innenstadt. Den tatsächlichen Hunger zu stillen ist ja immerhin genauso wichtig, wie den Hunger auf Kultur und Wissendurst zu stillen. Direkt im Zentrum findest du den langgezogenen Hauptplatz der Stadt. Der von charmanten Einkaufsstraßen flankiert wird und von schönen, bunten Häuserfassaden eingerahmt wird. Hier kannst du durch die ehemaligen mittelalterlichen Arkaden spazieren (vor allem im Sommer sehr angenehm!) ein wenig Auslagenbummel betreiben und dich in eines der Cafés am Hauptplatz setzen. An der Auswahl soll es hier nicht scheitern. Und solltest du dich dennoch nicht festlegen können, kannst du auch auf den Allerheiligenplatz einbiegen. Hier gibt’s, etwas abgelegener und ruhiger, ebenfalls erstklassige Lokale für einen Snack oder ein Mittagessen! Perfekt, um ein wenig Energie zu tanken und das Flair der Stadt zu genießen!

Marienmarkt und Fsasaden am Hauptplatz von Wiener Neustadt

Nachdem du dich gestärkt hast, kann es also weitergehen – weiter in Richtung Osten. Entlang des Hauptplatzes, der sich ja auch ein Stück Richtung Westen erstreckt. Wo du dann auch einen kurzen Abstecher machen kannst in Richtung Neunkirchner Straße und Eis Greissler. Weil mit einem richtig guten Eis in der Hand ein Stadtspaziergang gleich noch mal mehr Spaß macht! Von hier geht es über die Schulgasse in Richtung Neukloster – ebenfalls innen zu besichtigen.

Ein ehemaliges Dominikanerkloster, bei dem Kaiser Friedrich III. dann richtig „umgerührt“ hat. Zisterzienser hinein gesetzt hat und Umbauten anfertigen ließ – weil er es ursprünglich als seine Grablege auserkoren hat. Sein Grab findest du hier zwar nicht – das ist ja im Wiener Stephansdom „gelandet“ – aber wiederum weitere Spuren: Stichwort AEIOU und Wappen! Und beim Stichwort Wappen und Wiener Neustadt klingelt es vielleicht bei dir!? Ja, genau, die berühmte Wappenwand. Ebenfalls von Kaiser Friedrich III. angelegt und ebenfalls in diesem Bereich Wiener Neustadts zu finden: in der heutigen MILAK bzw. ehemaligen Burg. Auch das Gebäude gehört zu den ursprünglichen Bauten Wiener Neustadts und war die ehemalige Residenz der Habsburger. Die du mittels einer Führung auch besichtigen kannst!

Über den Stadtpark zurück zum Ausgangspunkt

Genau hier solltest du dann auch die Straße überqueren, wieder zurück in Richtung Innenstadt. Über die Lederergasse, wo du wieder ein paar Reste der Stadtmauer entdecken und auch durchqueren kannst! Als schönen Abschluss dieser – zugegeben großen Tour – empfehle ich dir noch einen Spaziergang durch den Stadtpark. Weil natürlich ein wenig Grün nicht schaden kann, aber auch weil du hier auch so einiges zu Gesicht bekommst. Das ehemalige Bärengehege, das tatsächlich bis vor wenigen Jahrzehnten noch von Bären bewohnt wurde oder die sogenannten Kasematten. Ein unterirdisches Gewölbe aus über 20 Räumen bei der Stadtmauer, das zur Verteidigung im 16. Jahrhundert angelegt wurden. Schlussendlich gibt’s noch einige jüdische Grabsteine am Ausgang zu sehen, die bis ins 12. Jahrhundert zurück datieren!

Natürlich sieht man bei einem Spaziergang nicht alles, das ist klar. Da geht’s ja ums locker herum Spazieren, ums Flanieren und Entdecken. Der Titel der Landesausstellung legt ja nahe, dass es da wesentlich mehr zu sehen gibt: Stichwort Mobilität, Flugfeld und Austro Daimler. Klar, Wiener Neustadt ist ja natürlich auch mehr als nur sein historischer Stadtkern. Aber über all diese Themen wird die Landesausstellung 2019 sehr viel Aufschluss geben, so viel steht fest. Fest steht aber auch, dass sich ein Besuch in Wiener Neustadt auch schon zuvor lohnt. Weil es eine Menge zu entdecken gibt, weil es eine kleine, charmante Stadt ist. Weil es weit mehr gibt als ein großes Einkaufszentrum am Stadtrand. Nach einem Besuch wirst du mir bestimmt Recht geben. 

Tipps von freets für Wiener Neustadt

  • Anreise: sehr gut mit dem Zug möglich. Vom Bahnhof erreichst du mit einem 5 Minuten Fußweg die Innenstadt

  • Als Restaurant kann ich dir v.a. die Trattoria „Vabene“ am Allerheiligenplatz empfehlen. Unter der Woche solltest du aber einen Tisch reservieren.

  • Für ein Gläschen Wein am Abend bietet sich „The Vinery“ an. Im Ziegelgewölbe Keller direkt am Hauptplatz lässt sich sehr gut ein angenehmer Abend verbringen.

  • Wenn du die MILAK/Burg besichtigen möchtest, musst du dich für eine Führung anmelden. Da es sich hierbei um ein Areal des Bundesheers handelt, kannst du leider nicht einfach hinein spazieren und dich umschauen!

  • Parkplätze sind am Domplatz und in dessen Nähe vorhanden, auch direkt in der Herzog Leopold Straße gibt es einen Parkgarage! 

Claudia Schlager

Autorin Claudia Schlager

Reise-, Ausflugs- und Fotoenthusiast, Storyteller, 2fache Mädchenmama, Kunsthistorikerin, Genussmensch und Naturliebhaberin aus dem südlichen Niederösterreich. Mit freets verbinde ich seit 2015 einen Großteil meiner Leidenschaften und gebe regelmäßig Einblick in meine kleinen und großen Entdeckungen.